Die GMT-Master von Rolex war ihre zweite Fliegeruhr
In dem Film Catch Me If You Can aus dem Jahr 2002 verkleidet sich Frank Abagnale Junior, ein von Leonardo DiCaprio gespielter junger Betrüger, als Pan-Am-Pilot. Dies tut er, um der Aufmerksamkeit des FBI-Agenten Carl Hanratty zu entgehen, der am internationalen Flughafen von Miami nach ihm sucht.
Hätte sich Abagnale Junior auf seinem Weg durch den Flughafen nicht zwischen einer Schar bezaubernder Flugbegleiterinnen versteckt, hätte Hanratty den Hochstapler vielleicht daran erkannt, was er am Handgelenk trug – oder besser gesagt: nicht trug.
Denn was auch immer Abagnale Junior dabei trug – wir bekommen in dieser Szene nie eine Nahaufnahme des Handgelenks zu sehen – es ist ganz bestimmt keine Rolex GMT-Master. Diese unverwechselbare und inzwischen legendäre Uhr erhielten damals die Pan Am-Piloten.
Heute gehört die GMT-Master zu den markantesten Rolex-Modellen. Sie verdankt ihre Existenz dem goldenen Zeitalter der Jetreisen und der damals prestigeträchtigsten internationalen Fluggesellschaft weltweit.
Im Gegensatz zu den meisten Fliegeruhren war sie nicht dazu gedacht, in Luftgefechten mit MIG 29s oder Messerschmitts getragen zu werden. Diese Uhr wurde speziell für die Piloten von Passagierflugzeugen entwickelt. Daher hat sie eine relativ geringe Größe und ein Zifferblatt, das weder einer Fliegeruhr noch einer Breitling Navitimer, Hanhart oder einer anderen herkömmlichen Fliegeruhr ähnelt.
Pan Ams Wunsch
1953 bat die führende amerikanische Fluggesellschaft Pan Am Rolex, ihren Piloten eine Uhr zu bieten, die zwei Zeitzonen gleichzeitig anzeigen könnte. Für die Piloten, die ja ständig auf Reisen waren, hätten damit ein nützliches Hilfsmittel gehabt, da sie ihre Uhren nicht mehr ständig umstellen müssten.
Rolex hatte in jenem Jahr auf der berühmten Everest-Expedition bereits den höchsten Punkt der Welt erreicht. Nun bot sich auch noch die Chance, als offizieller Zeitnehmer von Pan Am die Lüfte zu beherrschen.
Zu dieser Zeit war der Mitbegründer von Rolex, Hans Wilsdorf, noch im Chefsessel und der erfahrene Rene Paul Jeanneret diente als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Marke. Als Marketingduo waren sie eine echte Sensation – ein bisschen so, als hätte man zwei Jean-Claude Bivers zur Verfügung.
Jeanneret gilt als der Mann, der der Meinung war, dass Rolex-Sportuhren immer auch als vollwertige Instrumentenuhren fungieren sollten. Außerdem war er sich des Werbepotenzials bewusst, das in der Entwicklung einer Uhr für Pan-Am-Piloten lag. Wilsdorf, der ebenso begeistert war, besuchte gerade das Ritz in Paris, als ihn die Anfrage von Pan Am erreichte. So sandte er sofort einige erste Entwürfe an den Genfer Hauptsitz von Rolex.
So begann 1953 ein Team aus Mitarbeitern von Rolex und Pan Am mit der Arbeit an einem neuen Modell, das sich lose an ein bereits bestehendes Modell anlehnte. Dieses hatte sich bereits am Himmel bewährt: der inzwischen eingestellte Turn-O-Graph.
Die Thunderbirds sind startklar!
Die Turn-O-Graph war die erste serienmäßig hergestellte Rolex mit drehbarer Lünette und wurde bereits von den Piloten der Kunstflugstaffel der US Air Force erprobt und getestet. Diese Elitepiloten – die Thunderbirds – setzten den Turn-O-Graph zur Unterstützung ihrer Navigationsberechnungen ein.
Doch um zwei Zeitzonen gleichzeitig anzeigen zu können, brauchte die neue Uhr ein anderes und völlig neues Uhrwerk. Rolex entwickelte daher die Reference 1036, ein Kaliber mit einem zweiten Stundenzeiger, der nur halb so schnell lief, und mit einer zusätzlichen 24-Stunden-Skala auf der Lünette. Der 24-Stunden-Zeiger umrundete das Zifferblatt nur noch einmal pro Tag und zeigte mit seiner Spitze auf die entsprechende Stunde.
Die ersten Exemplare mit der Referenz 6542 kamen 1955 auf den Markt, wobei die Version mit schwarzem Zifferblatt für Piloten und die Version mit weißem Zifferblatt für das Bodenpersonal bestimmt war.
Es folgte die berühmte Reference 1675, die 1959 eingeführt wurde und bei der das Gehäuse um 2 mm vergrößert und ein Kronenschutz eingeführt wurde.
Die 1675 wurde in den folgenden 20 Jahren ununterbrochen produziert und ist auch heute noch in großer Zahl auf dem Markt für gebrauchte und alte Uhren zu finden. Allerdings sind sie selbstverständlich nicht gerade billig.
GMT-Variationen
Die GMT-Serie wurde seit 1955 ohne Unterbrechung produziert und im Laufe der Jahrzehnte ständig verbessert. So wurden die anfänglichen Lünetteneinsätze aus Kunststoff durch solche aus Aluminium ersetzt, die wiederum durch Rolex' eigene kratzfeste Version von Keramik-Cerachrom ersetzt wurden.
Auch die Uhrwerke wurden ständig weiterentwickelt. So verfügen sie seit der zweiten Generation der GMT-Master II über eine Datumsschnellverstellung und eine Funktion, mit der der GMT-Zeiger unabhängig vom normalen Stundenzeiger in Schritten von einer vollen Stunde vor- oder zurückgestellt werden kann.
Darüber hinaus wurde die klassische rot-blaue „Pepsi“-Lünette im Laufe der Jahre durch Versionen in Gold und Braun (die „Root Beer“), Rot und Schwarz (die „Coke“) und neuerdings Schwarz und Blau (die „Batman“) ergänzt. In den Jahren 2006 und 2007 wurden Stahl-Gold- und Ganzstahlversionen mit schwarzer Lünette auf den Markt gebracht.
Die GMT-Master und ihre Nachfolgerin, die GMT-Master II, wurden für kurze Zeit gleichzeitig hergestellt, bis erstere 1999 eingestellt wurde.
Die aktuelle Modellreihe umfasst die Reference 126710BLORO mit klassischer roter und blauer Lünette, die 116710BLNR mit blauer und schwarzer Lünette und die zweifarbige Reference 126711CHNR, die auch im Everose-Gold von Rolex erhältlich ist.
Meistkopierte Lünette aller Zeiten?
Mit der Wahl von Blau und Rot – möglicherweise als Hommage an die US-Flagge – begann Rolex eine Farbkombination für die Lünette, die von allen Marken – von Seiko bis Squale, von Tudor bis TAG Heuer – tausendfach kopiert wurde.
Doch unabhängig von der Marke ist es schwer, eine Uhr mit dieser auffälligen Lünette zu betrachten, ohne an die GMT-Master von Rolex zu denken. Sie ist ein echtes Aushängeschild der Rolex-Produktpalette und hat eine treue Fangemeinde unter den Kronen-Kennern.
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