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Feature: 3 Dinge, die Sie über Audemars Piguet wissen müssen

Sie werden es schon erraten haben: In unserer Reihe Im Fokus dreht sich diese Woche alles um die viertbeliebteste Marke, den Luxusgiganten Audemars Piguet. Was auch immer man davon halten mag, Fakt ist, dass Audemars Piguet einen großen Einfluss auf den Markt der Luxusuhren hatte, wie wir ihn heute kennen. Der Paradigmenwechsel kam 1972 mit der Royal Oak, die eine Kettenreaktion auslöste und die gesamte Branche vor dem Niedergang rettete. Kommen Sie mit und tauchen Sie mit uns ein in die unbekannten Geschichten zu Audemars Piguet, die wir hier in unseren Artikeln auf watchfinder.com erzählen. Sie finden uns natürlich auch auf Instagram. Kommen wir nun zu Audemars Piguet – vermutlich wissen Sie schon einiges über den Uhrenmacher, aber das hier wahrscheinlich noch nicht.

Die Royal Oak wurde ursprünglich in Weißgold gefertigt

Ich denke, Sie werden nicht allzu überrascht sein, dass wir uns zuallererst mit dem Flaggschiffmodell von Audemars Piguet, der Royal Oak, beschäftigen. Über Audemars Piguet zu schreiben, ohne die Royal Oak zu erwähnen, wäre wie Simon ohne Garfunkel oder Bert ohne Ernie. Ob man sie mag oder nicht, die Royal Oak ein außergewöhnliches Stück Uhrmachergeschichte, ohne das wir heute vermutlich alle Apple-Uhren tragen würden.

Ihren Legendenstatus verdankt sie ihrer Kombination aus Design, Preis und Material. Zunächst einmal sah sie aus wie kein anderes Modell auf dem Markt. Bei Audemars Piguet – und den meisten anderen Uhrenmanufakturen auch – galt das Mantra „Die Form folgt der Funktion“. Bei der Royal Oak war genau das Gegenteil der Fall. Sie sah so aus, wie sie aussah, weil, nun ja, warum nicht?

Und der Preis? Aua. Angesichts eines Kostenpunktes, der den einer Rolex Submariner um das Zehnfache überstieg, hätte man meinen können, dass sie komplett aus Gold hergestellt sei und so ihre Kosten zumindest teilweise rechtfertige. Aber nein: Sie bestand einfach aus gutem, altem Stahl. Und dabei handelte es sich nicht mal um eine Sparmaßnahme, sondern es war eine bewusste Designentscheidung. Stahl war in Mode und Gold, das bevorzugte Material bei Audemars Piguet, war out.

Dennoch wurden die ersten Exemplare der Royal Oak gar nicht aus Stahl, sondern aus Weißgold gefertigt. Die äußerst komplizierten Gehäuse- und Armbandkomponenten ließen sich bei Audemars Piguet nicht einfach mal so kurzfristig herstellen. Aus diesem Grund wurden die Prototypen aus Weißgold gefertigt, das weicher war und sich einfacher bearbeiten ließ. Tatsächlich haben die zusätzlichen Kosten, die die Uhrenmanufaktur schultern musste, um die Ausgabe in Stahl zu fertigen, dafür gesorgt, dass die Produktionskosten einschließlich des Materials für Audemars Piguet höher waren als bei dem Prototypen aus Gold. Wie wir heute wissen, hat sich der Mehraufwand definitiv bezahlt gemacht.

Audemars Piguet stellt unglaubliche Uhren her ... für andere Uhrmacher

Die Royal Oak mag vielleicht die berühmteste Uhr sein, die Audemars Piguet je hergestellt hat – aber auch nur, wenn Sie die Uhrenmodelle berücksichtigen, die Ihnen bekannt sind. Es gibt nämlich eine ganze Reihe an Modellen, für die Audemars Piguet verantwortlich zeichnet, die Sie aber vermutlich nie mit dem Uhrenmacher in Verbindung gebracht hätten.

Hier beginnt die Geschichte von den zwei Uhrenmachern Dominique Renaud und Giulio Papi, die für Audemars Piguet arbeiteten und davon träumten, große Komplikationen zu entwickeln. Damit Sie sich besser in die Lage der beiden versetzen können: Haben Sie schon einmal die Leistung eines anderen Menschen bewertet, nur um sich dann mit einem „Na, wenn du denkst, dass du es besser kannst, warum machst du es dann nicht einfach selber?“ konfrontiert zu sehen?

Tja, im Jahr 1986 haben Dominique und Giulio genau das gemacht. Sie haben die traditionelle Berufslaufbahn zum Uhrmachermeister übersprungen und stattdessen ihre eigene Meisterwerkstatt namens Renaud et Papi aufgemacht. Dazu muss man erwähnen, dass die beiden ihre Firma zu einem Zeitpunkt gegründet haben, als die Schweizer Uhrmacherindustrie auf dem Zahnfleisch ging. Es war ungefähr so, als hätte man an dem Tag, an dem MTV gestartet wurde, ins Radio investiert.

Oder so wäre es zumindest gewesen, hätte ein bestimmter Uhrenmacher namens IWC nicht versucht, sich neu zu erfinden. Der Mann, der damals das Sagen hatte, war der legendäre Günter Blümlein, der nicht nur IWC, sondern auch Jaeger-LeCoultre und A. Lange & Söhne wiederbelebte. Er stellte sie vor die anspruchsvolle Aufgabe, einen Minutenrepetitor zu bauen, in dem der legendäre Ewige Kalender von Kurt Klaus und ein Valjoux-7750-Chronograph Platz fand. Die beiden Uhrmacher nahmen die Herausforderung an und meisterten sie bravourös.

Leider konnten sie mit dem Lob der Kritiker allein nicht die Rechnungen bezahlen, also gingen Dominique und Giulio zu Audemars Piguet zurück – allerdings nicht, um eine Anstellung zu finden, sondern um einen Geschäftsvorschlag zu unterbreiten. Die beiden Parteien einigten sich darauf, eine Mehrheitsbeteiligung an Audemars Piguet zu verkaufen, allerdings unter der Bedingung, dass sie weiter Uhren für externe Hersteller fertigen durften.

Seitdem hat das dynamische Duo – unter dem wachsamen Auge von Audemars Piguet – nicht nur Marken wie Richard Mille auf dem Markt etabliert, sondern es griff auch A. Lange & Söhne unter die Arme. Darüber hinaus förderten sie die Karriere von heutigen Größen wie den Grönefeld-Brüdern und Stephen Forsey. All diese Uhren hätten auch den Namen von Audemars Piguet tragen können, aber stattdessen ...

Audemars Piguet hat wirklich alles auf die Royal Oak gesetzt (und sie sollte nicht mal so heißen)

Es wird oft erzählt, dass Audemars Piguet sich auf die Royal Oak verließ, um den Niedergang der Branche zu überstehen, aber ich finde, dass nur selten erwähnt wird, wie sehr der Uhrenhersteller damals in der Klemme steckte und wie wichtig der Erfolg der Royal Oak für das Unternehmen war. Georges Golay, der damals als Geschäftsführer bei Audemars Piguet tätig war, befand sich einen Tag vor der Basler Uhrenmesse 1971 in einer schwierigen Situation. Das Unternehmen war schwer angeschlagen und er brauchte eine Antwort. Ein Anruf um 16 Uhr beim Designer Gérald Genta erwies sich nicht nur als die beste Entscheidung, die er jemals getroffen hatte, sondern auch als ein großes unternehmerisches Risiko, ungefähr vergleichbar mit der Einführung der New Coke.

Zu diesem Zeitpunkt fertigte Audemars Piguet insgesamt 5.000 Uhren im Jahr. Nicht pro Modell, nein, wir reden hier vom gesamten Unternehmen. Zum Vergleich: Heute fertigt die Marke ungefähr das Zehnfache davon. Diese kleinen Stückzahlen waren der Grund, warum das Unternehmen darniederlag – niemand wollte die Uhren kaufen, die sie herstellten. Der Anruf an diesem Nachmittag geschah also aus reiner Verzweiflung. Georges Golay benötigte eine bahnbrechende Uhr, die sich zu einem unglaublichen Preis verkaufen ließ – und er benötigte sie gleich am nächsten Morgen. Was er benötigte war die Royal Oak.

Sollte diese Royal Oak – oder Safari, wie sie ursprünglich heißen sollte – das Unternehmen retten, dann müsste sie es im großen Stil tun. Das Risiko konnte nicht in irgendeiner Weise abgemildert werden, indem man vielleicht erst eine Charge am Markt testete und die Fertigung dann skalierte – nein, es war Zeit, alles in die Waagschale zu werfen. Die Investition in die Maschinen, die erforderlich waren, um das komplizierte Gehäuse und Armband aus Stahl herzustellen, sorgte dafür, dass man die gesamte Produktion um 50 % hochschrauben musste, um profitabel zu sein – und das nur mit der Royal Oak. Georges Golay setzte alles auf eine Karte.

1975, drei Jahre nach der Einführung der Royal Oak, sah die Lage wenig vielversprechend aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte man gerade die erste Auflage von 2.000 Stück abverkauft. Das Unternehmen stand immer noch auf der Kippe – man entschloss sich, das Prinzip des Spielerfehlschlusses zu ignorieren, und eine weitere Auflage mit 2.500 Exemplaren zu fertigen. Eine richtige Entscheidung, denn nach und nach gewann das Uhr an Beliebtheit, und bis Mitte der 80er-Jahre stieg die Produktion auf über 10.000 Stück pro Jahr an. Ich weiß nicht, ob Georges Golay tatsächlich ein Glücksspieler war, aber am Vorabend der Basler Uhrenmesse 1971 machte er das größte Spiel seines Lebens – und es hat sich ausgezahlt. Zu verdanken hatte er es den in Nachtarbeit angefertigten Skizzen von Gérald Genta.

Sie wissen, was zu tun ist: Falls Ihnen dieser Artikel gefallen hat, lesen Sie doch auch die anderen Beiträge aus dieser Reihe, die wir hier auf Watchfinder.com veröffentlicht haben.

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